Digitalisierung im Gesundheitswesen 2025-2026

Mathias Dr. Lippa • 30. Dezember 2024

Und wie geht es weiter mit der Digitalisierung?

The next "big thing" ist die ePA ...

Ich hoffe nur stark, dass die Anwendung irgendwie praktikabel ist und sie sich vom Faktor Zeit her am Ende auch irgendwie in den Praxisalltag einbauen lässt.

Ab 15.01.2025 beginnt die 4wöchige Pilotphase für die ePA (elektronische Patientenakte) in ausgewählten Kreisen Deutschlands.

Ab 15.02.2025 soll dann der bundesweite ePA Rollout stattfinden. Es ist eine Opt-Out Gesundheitsakte für GKV-Versicherte. Der Patient kann selbst entscheiden wer auf welche Daten zugreifen kann. Er kann selbst Daten hochladen, Ärzte in laufender Behandlung können zugreifen und Daten einsehen und ablegen. Die Rechte hierzu kann der Patient einräumen oder begrenzen.

Ab Frühjahr 2025 soll es eine GesundheitsID (als Alternative zur Gesundheitskarte) für Patienten geben. Ab Mitte 2025 ist auch eine Fernsignierung geplant. Langfristig soll dies wohl die physische Gesundheitskarte ablösen. Das erscheint mir noch ein sehr ambitioniertes Fernziel der IT-Gläubigen.

Ab Frühjahr 2025: Weg zur Nutzung von Cloud-Diensten für TI-Anwendungen definiert (Healthcare Confidential Computing).

Ab 2026: Erste Produktivanwendung auf Zero-Trust-Access (ZTA) aufgebaut, erste zentrale ZT-Dienste entwickelt.

"Zero-Trust-Access" ?!? - allein dieser Begriff sorgt bei mir schon für Stirnrunzeln ... Aber das wird bestimmt superduper.

Das eRezept sollte ja eigentlich ab Anfang 2025 EU-weit einlösbar sein. Nunja, wir haben ja noch nicht mal die PKV-Patienten in DEU angebunden, und so wird mittlerweile von der gematik auch im Zeitplan von "ab 2026" gesprochen für die Angleichung auf eine europäische Lösung (EUDI-Wallet).

Ich bin erstmal gespannt, ab wann es denn für unsere Privatpatienten digitale Rezepte geben wird, alles Weitere insbesondere auf EU-Ebene kann man wohl getrost erstmal hinten anstellen ... Da müssen ja viele Player und Entscheidet an einen Tisch kommen und sich auf Standards und Verfahren einigen sowie eine entsprechende digitale Infrastruktur aufbauen, die bereits allein in Deutschland etliche Milliarden an Kosten verursacht hat.

Man kann über die ambitionierten Zeitpläne unserer Gesundheitspolitiker nur staunen und kaum glauben was da für 2025 und 2026 so alles geplant ist.


Das Stichwort Sicherheit liest man zwar oft im Zusammenhang mit der Digitalisierung aber ärztliche Schweigepflicht ist ein Schlagwort, das man bei der gematik kaum findet. Und auch Sicherheit ist immer relativ ...

Ich kann mich noch gut an einen spektakulären Hackerangriff aus Finnland 2018 erinnern, bei dem eine komplette Psychotherapie-Datenbank eines finnlandweiten Psychotherapieanbieters (Vastaamo.fi) gehackt und kopiert wurde. Der Fall hatte damals weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Denn die kopierten Daten enthielten die kompletten Diagnosen und Therapieprotokolle von 33.000 Menschen und damit intimste Probleme und Krisen, die sie in den Behandlungen besprochen hatten. Laut Polizei bekamen mehr als 20.000 Patienten und Patientinnen eine E-Mail, in welcher der 26jährige Hacker 200€ in Bitcoin forderte und drohte, die Daten zu veröffentlichen, wenn die Opfer nicht zahlten. 20 von ihnen bezahlten. Kurz darauf tauchten die Therapieunterlagen im Darknet auf.

Für Interessierte ein Link zu einem Artikel aus der Zeit vom 30.04.2024:

https://www.zeit.de/digital/datenschutz/2024-04/psychiatrie-finnland-vastaamo-hacker-verurteilt


Und was machen die anderen Gesundheitsprojekte unserer Politik?!

Die Gesundheit-Kioske wird es erstmal wohl nicht geben. KIM (Kommunikation im Medizinwesen) nutzen vor allem Praxen untereinander (z.B. für Nachrichten / Terminvermittlung und Versand von Arztbriefen). Ich hoffe stark dass die Kliniken hier bald nachziehen - es wäre sehr wünschenswert wenn die Entlassungsbriefe digital bei Entlassung vorliegen würden. Dann braucht auch nicht mehr ein bereits digital im Computer des Krankenhauses vorliegender Arztbrief auf Papier ausgedruckt werden - Briefumschlag - Patient oder Post - um dann in den Praxen wieder gescannt und als PDF erneut digitalisiert zu werden. Wahnsinn! Da ist ein bruchloser digitaler Übertragungsweg schon deutlich besser.

Die eAU (elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung) läuft seit Mitte 2023 und bringt Vereinfachungen für Arbeitnehmer, für die Praxen und für Arbeitgeber bedeutet die eAU  jedoch Mehrarbeit und Bürokratiekosten.

P.S. Zahlen aus der Gesundheitsökonomie bescheinigen für 2023 und für 2024 einen deutlich gestiegenen Krankenstand von Arbeitnehmern in DEU - die Experten wissen noch nicht, was die Ursachen sind (und wir Nicht-Experten wollen mal stark hoffen, dass dies nicht an der eAU und der Einfachheit einer telefonischen Krankschreibung liegt).


Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt - am Ende wird sowieso nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird.


In diesem Sinne


Ihr

Dr. Mathias Lippa


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Ich könnte mir vorstellen, dass in 2022 durchaus wieder einmal eine stärkere Grippewelle in Deutschland stattfindet. Auf der Südhalbkugel kam es im diesjährigen Frühjahr und Frühsommer zu einer größeren Influenza-Welle als im letzten Jahr. Bereits im Sommer hatten wir es in der Praxis vermehrt mit teils banalen aber auch mit fieberhaften Infektionserkrankungen oder Covid-Infektionen zu tun. Aus diesem Grund möchte ich für 2022 wie auch schon in 2021 erneut zur Prävention durch die Grippeimpfung raten. Impfstoff (Vierfachimpfstoff) ist bestellt, ich hoffe, dass es dieses Jahr nicht so ein Desaster um die Impfstofflieferungen wie in den beiden vergangenen Jahren gibt. Für die über 60-Jährigen steht Efluelda als höher dosierter Vierfachimpfstoff zur Verfügung. Dieser soll zu einer etwas verbesserten Immunität führen, einige Patienten haben in den letzten Jahren bei diesem Impfstoff über verstärkte Lokalreaktionen. Gerne berate ich Sie hierzu. Ihr Dr. Mathias Lippa
von Mathias Dr. Lippa 14. März 2021
Die Welt wird digitaler, die Gesundheitssysteme werden auch digitaler. Das Gesundheitssystem in Deutschland soll nun auch digital werden. Und wenn es nach dem Willen des derzeitigen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn geht, dann soll dies möglichst schnell gehen. Man bekommt den Eindruck, dass hier innerhalb eines Legislaturperiode möglichst viele Gesetze und Vorhaben in möglichst kurzer Zeit verabschiedet werden sollen. Nahezu im Wochentakt werden neue Schlagwörter, Elemente und neue Arbeits- und Kommunikationsregeln im Gesundsheitssystem "in den Ring geworfen". Dies hält auch während der Corona-Pandemie unverändert an, einige Beispiele: TI (Telematikinfrastruktur) mit Konnektoren die in den Praxen KIM (Kommunikation im Medizinwesen) eAU (elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung) ePA (elektronische Patientenakte) Fortsetzung folgt ...
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