Digitalisierung im Gesundheitswesen 1
Das deutsche Gesundheitswesen wird digitalisiert, koste es was es wolle ...
Die Welt wird digitaler, die Gesundheitssysteme der westlichen Welt werden auch digitaler. Das Gesundheitssystem in Deutschland soll nun auch digital werden.
Und wenn es nach dem Willen des derzeitigen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn geht, dann soll dies möglichst schnell gehen. Man bekommt den Eindruck, dass hier innerhalb eines Legislaturperiode möglichst viele Gesetze und Vorhaben verabschiedet werden sollen.
Zuweilen mangelt es jedoch an Qualität und einem "zuende denken" der Vorhaben, über die horrenden Kosten kann man auch nur staunen: etliche Milliarden an Steuergeldern und Versichertengeldern der gesetzlich Krankenversicherten wurden und werden hierfür bereits aufgewendet. Am Geld mangelt es offensichtlich nicht im System ...
Nahezu im Wochentakt werden neue Schlagwörter, Elemente und neue Arbeits- und Kommunikationsregeln im Gesundsheitssystem "in den Ring geworfen". Dies hält auch während der Corona-Pandemie unverändert an, einige Beispiele:
TI (Telematikinfrastruktur) mit Konnektoren an ein Gesundheitsnetzwerk die in den Praxen installiert werden müssen
KIM (Kommunikation im Medizinwesen)
eAU (elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung)
ePA (elektronische Patientenakte)
Institutsausweis SMC-B
elektronischer Heilberufeausweis eHBA
eMedikationsplan
digitaler Impfpass
Digitale Versorgung Gesetz
EPA-Daten Gesetz
Übrigens: an der elektronischen Patientenakte wird in Deutschland bereits seit 1996 gearbeitet. Es gibt Experten, die bereits seit Längerem davon ausgehen, dass die Infrastruktur dieses 25jährigen Kolosses (in der Tech-Sprache: Dinosaurier) auf eine veraltete Technik basiert. Man ist geneigt, diesen Menschen zu glauben ...
Besonders spannend ist die wissenschaftliche Auswertung der Patientendaten der gesetzlich Versichterten, die in einer "Gesundheitscloud" zukünftig zentral gespeichert werden sollen. Soweit mir bekannt ist, wurde bisher kein Patient zu diesem Vorhaben befragt ob er dem zustimmen möchte oder nicht, selbst der Bundesdatenschutzbeauftrage hat von relevanten Änderungen des Gesetzesentwurfes erst im Nachhinein erfahren:
Oberster Datenschützer und 73 Mio. Bürger ausgetrickst
05. August 2020 Brigitta Engel und Florian Rötzer
TP-Exklusiv. "Datenrasterung". "Gläserner Versicherter". Jetzt äußert sich der Bundesdatenschutzbeauftragte zu dem ungeheuerlichen Vorgang
Einen Link zu dem lesenswerten Artikel finden Sie hier:
https://www.heise.de/tp/features/Oberster-Datenschuetzer-und-73-Mio-Buerger-ausgetrickst-4863346.html
Natürlich soll diese Cloud höchsten Sicherheitsstandards entsprechen, aber was in dieser Welt ist schon ganz sicher?
Ich habe gar nichts gegen Digitalisierung, aber bitteschön nicht aufgezwungen sondern soviel und soweit jeder Patient und sein Arzt gehen will. Vielleicht will gar nicht jeder alles digital haben? Sicherheitsbedenken von Versicherten, Krankenhäusern, Krankenkassen und Ärzten sollten nicht ohne Konsequenzen bleiben.
Und insbesondere bin ich ein Freund von dezentraler Datenverarbeitung und Datenspeicherung im Gesundheitswesen: beim Hausarzt des Vertrauens, beim aufgesuchten Facharzt, beim Zahnarzt des Vertrauens, im Krankenhaus, oder auch mal beim Psychiater oder Psychologen. Eben dort wo Behandlungs- und Gesundheitsdaten anfallen.
Eine zentrale Speicherung sollte nur von unbedingt notwendigen Informationen und nicht länger als erforderlich erfolgen.
Dezentrale Speicherung schafft Sicherheit und Privatsphäre im Gesundheitswesen. Sie schützt somit auch den besonders schützenswerten Raum zwischen Arzt und Patient.
Fortsetzung folgt ...
